View Single Post
Old 06-01-2007, 05:27   #82
Nebelwölfe
Member
 
Nebelwölfe's Avatar
 
Join Date: Aug 2004
Location: am Hochrhein
Posts: 771
Send a message via ICQ to Nebelwölfe Send a message via Skype™ to Nebelwölfe
Default

Quote:
Originally Posted by Kerstin
Quote:
Originally Posted by littlepeet
- was du unter "schlechten" und was du unter "guten" Anlagen verstehst, bzw. welche Anlagen "schlecht" und welche "gut" sind. Hast du Beispiele dafür?
Du kannst toll gerne mit überdurchschnittlich, und schlecht mit unterdurchschnittlich geeignet, für die zu erfüllenden Aufgaben
Ich weiss nicht, ob ich dich richtig verstehe mit "schlecht" und "gut".
Nur weil ein Podenco nicht die gleich ausgeprägte Disposition hat, wie ein Herdenschutzhund, heisst das doch deshalb nicht, dass seine Anlagen "schlecht" sind. Seine Stärke liegt einfach irgendwo anders.

Ich bin eigentlich der Meinung, dass es - so generell auf den Hund ausgedrückt - keine "guten" oder "schlechten" Anlagen gibt. Das ist eine rein menschliche Bewertung.
Durch die Zucht ist die Disposition für unterschiedliche Verhaltensweisen bei unterschiedlichen Rassen - oder auch innerhalb der Rassen - stärker oder schwächer ausgeprägt, je nach Zuchtziel. "Schlecht" sind die "Anlagen" des Hundes deshalb eigentlich nicht, sondern nur nach Wertung des Menschen, wenn dieser mehr Arbeit investieren muss, seinen Hund für die vorgesehene Arbeit auszubilden. Du kannst aber auch aus einem "durchschnittlichen" Arbeitshund einen "tollen" Arbeitshund machen.

Aber vielleicht verstehe ich dich ja falsch - oder wir meinen das gleiche???

Quote:
Originally Posted by Kerstin
Das er schier wahnsinnig wird, wenn er keine Aufgabe hat. ... Beispiel gefällig: Border der als "Familienhund" gehalten wird und alles und jeden "hütet"- sprich in den Hintern beisst.
Ich stimme dir zu, dass Hunde - vor allem diejenigen die aus einer Arbeitslinie stammen - wahnsinnig werden können, wenn sie keine Aufgabe haben. Ich bin aber nicht der Meinung, dass man einen solchen Hund - wenn er denn in einer Familie landet - in seiner vorbestimmten Arbeit fördern und fördern und fördern sollte - weil man irgendwann an die Grenzen kommt und seine Ansprüche nicht mehr erfüllen kann. Ich würde einen solchen Hund zur Auslastung sinnvoll mit einer Arbeit beschäftigen, die ihn aber nicht hochpuscht - so dass er nicht in "Arbeitsrausch" verfällt und sich immer mehr hineinsteigert. Das ist nämlich eben genau der Fehler, den viele Besitzer solcher Hunde machen. Und dann wird nämlich nicht nur der Hund wahnsinnig...
Und: man kann einem Bordercollie durchaus beibringen, dass es eben nicht seine Aufgabe ist, alles und jeden zu hüten. Bordercollies sollen übrigens nicht beissen, nur treiben...

Quote:
Originally Posted by Kerstin
Eben: Mir ging darum aufzuzeigen, dass beides eine Rolle spielt und eben nicht unabhängig zu betrachten ist: Erbanlagen und Erziehung.
Ich glaube, es hat auch keiner gesagt, dass beides unabhängig voneinander ist.

Quote:
Originally Posted by Kerstin
Und was denkst Du? Welche Rolle spielen Genetik und Erziehung? Was macht welchen Teil aus?
Ich denke, dass die Disposition für alle Verhaltensweisen bei allen Hunden ererbt ist, dass diese sich aber entsprechend Sozialisation, Umwelt, Erfahrung und Erziehung (die bei Hunden einfacher oder schwieriger sein kann, keine Frage) ausprägen - und diese Kriterien die ausschlaggebende Rolle spielen. Wären bestimmte Verhaltensweisen genetisch dermassen gefestigt, dass sie nicht oder kaum änderbar sind (so wie es bei manchen Tierarten der Fall ist), so wären die Caniden vermutlich schon längst ausgestorben (wie es bei vielen Tierarten ebenfalls der Fall ist), denn nur diese Kriterien garantieren eine flexible Anpassung an eine sich ständig ändernde Umwelt - weil sich das jeweilige Verhalten exakt auf die jeweilige Umwelt anpassen kann.

Gerne zwei Beispiele dafür, dass "das Leben" das Verhalten prägt:
Erstes Beispiel: Hole ich mir (aus welchem Grund auch immer ) einen Bordercolliewelpen, dann kann ich ihm von Klein auf beibringen, dass er keine Autos hüten soll - und er wird es relativ schnell kapieren, weil er es sich nie "richtig" antrainiert hat. Hole ich mir den gleichen Bordercollie aus dem Tierheim, der bereits fünf Jahre lang Autos gehütet hat, wird es vermutlich um einiges schwieriger sein, ihm das abzugewöhnen. Die Erbanlagen sind gleich, beides aber unterschiedlich ausgeprägt durch Erfahrung & Erziehung...

Zweites Beispiel Hund: Nimm einen Deutsch Langhaarwelpen (für den jagdlichen Einsatz gezüchtet) und lass ihn als Züchter bereits als Welpe auf Gelände schnüffeln, auf dem Stücke von Wilddecken und Schweissspuren verteilt sind - lobe ihn, wenn er was findet. Nimm den gleichen Welpen und mach als Züchter gar nichts in dieser Richtung mit ihm. Was meinst du - welcher wird "besser" sein, wenn er in die Ausbildung zum Jagdhund kommt? Gleiche Erbanlagen, Verhalten beeinflusst durch Erfahrung und Erziehung.

Und ja - natürlich hängt es auch vom Charakter des Hundes ab, wie einfach oder wie schwer ich ihm etwas an- oder abtrainieren kann. Ob ich einen "Dickschädel" oder ein "Seelchen" von Hund habe.
Wobei wiederum die Frage ist, wieviel Charakter "vererbt" ist und wieviel Charakter durch und in der Aufzuchtphase (Erfahrung) geprägt wird. Ich wiederum denke, dass auch hier ein vieles von den Erfahrungen in der Sozialisationsphase abhängt, in der der Welpe bereits viele Dinge lernt oder eben nicht lernt. Diesbezüglich ist das aber nicht rasse- sondern rein hundeabhängig.

Quote:
Originally Posted by Kerstin
Quote:
Originally Posted by ck.one
in jedem Hund stecken immer ALLE Fassetten,
Das glaube ich nicht. Deshalb kann eben nicht jeder Hund jede Aufgabe machen. Deshalb wurden Hunde über viele Jahre selektiert und Rassen entstanden. Wenn jeder Hund alles könnte hätten wir das nicht! Und es geht nicht nur um körperliche Anlagen, sondern auch um Fähigkeiten.
Auch ich denke, dass eigentlich jeder Hund jede Aufgabe bewältigen können müsste, rein von den vorhandenen Verhaltensweisen - wenn er dazu körperlich in der Lage ist. Im Weg und die Dauer dahin liegt der Unterschied...

Aber sieh es mal von der anderen Seite: Eben aufgrund der ganzen "Fähigkeiten" des Hundes konnte aus den "gleichen" Hunden viele verschiedene Spezialisten herausgezüchtet werden - weil eben die vorhandenen Dispositionen "nur" verstärkt werden mussten. Spezialisten wurden geschaffen, damit diese eben in kürzest möglicher Zeit und mit so geringem Aufwand wie möglich verwendet werden konnten - und nicht, weil die "Fähigkeiten" nicht da gewesen wären.

Quote:
Originally Posted by Kerstin
Ich könnte mir eher weniger vorstellen, daß ein Podi als HSH agiert. Das mag im Einzelfall möglich sein, aber das generell zu behaupten finde ich ein bischen gewagt. Natürlich interessiert mich, ob so etwas auf breiter Ebene funktioniert, falls es möglich ist.
Naja - überleg doch mal, was für "Fähigkeiten" nötig wären, um aus einem Podi ein HSH zu machen. Und dann überlege mal, ob es benötigte "Fähigkeiten" gibt, die er nicht hätte... Er kann sich orientieren (hören, sehen, riechen wer kommt), kann sich aggressiv verhalten (imponieren, drohen, bellen, beissen) und damit Eindringlinge abwehren, kann sich demütig und defensiv verhalten gegenüber den Schafen. Was fehlt, um ihn auf eine HSH-Aufgabe zu trainieren?
Der einzige Schwachpunkt, den ich sehe - wäre - dass ein Wolf einen Podi vielleicht aufgrund seiner Statur nicht wirklich ernst nehmen könnte...

Gruss, Petra
Nebelwölfe jest offline   Reply With Quote