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Old 25-03-2008, 11:47   #169
timber-der-wolf
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Location: Da, wo auch der Wolf zu Hause ist
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Torsten, Deine Frage in einem früheren Beitrag dieses Threads, wie viele Hunde(rassen) ich kenne, kann ich Dir gar nicht so 100 prozentig genau beantworten, denn in 56 Jahren durfte ich sehr viele Hunde kennen lernen - allerdings nicht alles Eigene.
Nur soviel, von Kindesbeinen bin ich mit Hunden groß geworden, denn meine Eltern hatten immer (ausgebildete) Hütehunde, Mischlinge wie Rassehunde, die sich ihr Brot in der Landwirtschaft "verdienen" mussten - durch Vieh hüten, dieses in Koppeln zusammentreiben, den Hof bewachen, etc. Ich bekomme nicht mehr alle zusammen, aber an 7 Hunde meiner Kindheit und Jugend kann ich mich sehr, sehr gut erinnern, da wir um diese Hunde von vielen Berufskollegen meiner Eltern beneidet wurden. Auffällig ist, dass mir erst jetzt bewusst wurde, dass wir, bis auf 2 Ausnahmen, immer Hündinnen hatten.
Eigene Hunde hatte ich vor Onka und Timmy, bisher 5 - u.a. 1x DSH(Heika), 1 x DSH-Mix (Lux), 1 x Pudel (Laika) und 1 x Spitz- (mit weis nicht was) Mischling (Ricky), so wie Timmy. Timmys Vorgänger und Halbbruder wurde leider mit 7 Monaten todgebissen, übrigens von einem freilaufenden, ausgebildeten Schutzhund!

So wie Chris bereits schrieb, nehme auch ich meine Hündin Onka (und Timmy) nahezu überall mit hin, soweit es mir möglich und erlaubt ist. Fahre per Rad mit Onka in die Stadt, gehe auf den Markt etc. – alles ohne Probleme. Allerdings leben meine Fellnasen draußen im Gehege mit Hundehaus und kommen nur gelegentlich ins Haus (um zu untersuchen, ob es was Neues im Haus gibt, ob was fressbares zu finden ist, und natürlich Silvester). Wenn sie denn mal drinnen sind, wollen sie meist von allein wieder raus.
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Originally Posted by ck
Was mir allerdings aufgefallen ist, sie ist fremden Menschen gegenüber recht scheu. Solange niemand etwas von ihr will kann sie durch Menschenmengen durchgehen, …, so bald jemand Kontakt aufnimmt, der ihr nicht 100%tig sympathisch ist, geht sie zurück, wird sie dann bedrängt fängt sie an zu knurren

Die beschriebene Verhaltensweise ist mit der von Onka (und anderen TWH-Hündinnen, die ich kenne) identisch. Nur scheu würde ich bei Onka nicht sagen, eher zurückhaltend und betont vorsichtig. Auch kann ich bestätigen, dass für die Erziehung und Ausbildung etwas andere Wege bestritten werden mussten. Man muss sich immer etwas einfallen lassen, um Interesse zu wecken, damit es der Dame nicht langweilig wird. Das führe ich auf die Intelligenz des TWH zurück, der aus seiner Sicht nur das macht, was für ihn logisch ist – wie sein Ahne auch. Diese "Prozedur", sich immer was Neues einfallen lassen zu müssen und interessant machen zu müssen, kenne ich zumindest von unseren Hunden nicht, und von keiner mir bekannten anderen Rasse in der Form.
Auch habe ich noch nicht erlebt, dass andere Hunde vom zusehen lernen - z.B. wie der Schieberiegel einer Tür geöffnet wird. Onka hat das 1 … 2 mal gesehen - dann konnte sie es und ich musste mir was Neues einfallen lassen. Sicher, andere Hunde können auch normale Türen mit Klinke öffnen. Das hat man ihnen dann aber i.d.R. beigebracht. Auch das Spasstunier in Rüdersdorf war ein Beleg fürs Lernen durch zusehen. Denn einige Elemente hatte ich noch nie vorher mit ihr geübt. Trotzdem hat sie es auf Anhieb gepackt.
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Originally Posted by ck
Was die Problemlösungen angeht... ganz großer Punkt für den TWH.

Das ist m.E. einer der wesentlichsten Punkte überhaupt, der unsere TWH von den meisten anderen (will nicht behaupten von allen) Hunderassen unterscheidet. Die Intensität und Intelligenz, die die TWH an den Tag legen, Problem in ihrem Sinne zu lösen, ist beispiellos. Das ist vielleicht auch ein Punkt, mit dem manch (neuer) TWH-Besitzer Anfangs nicht klar kommt, der so etwas von seinen bisherigen Hunden noch nicht gekannt hat.
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Originally Posted by ck
Auch klaut sie wie ein Rabe das Essen vom Tisch, oder aus der Pfanne!Aber nur!!! wenn wir grade nicht im Raum sind

Unarten dieser und ähnlicher Art passieren immer dann, wenn die lieben Fellnasen wissen, dass sie unbeobachtet sind.
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Originally Posted by ck
Was auf jeden Fall sehr gewöhnungsbedürftig ist, ist die Art des Spielens und Liebkosens…. Allerdings ist der Umgang mit anderen Hunden auch recht grob, auch wenn sie einfach nur spielen will, …

Ich glaube an das grobe Spielen mit anderen Hunden, aber auch mit uns Menschen, muss man sich gewöhnen. Vorsicht und aufpassen ist besonders beim Spiel mit kleineren Kindern geboten, die das "Spiel" schnell falsch verstehen und im schlimmsten Fall dann Angst vor Hunden bekommen. Onka spielt auch mit 3 ½ Jahren immer noch nicht anders oder ruhiger, wie sie es als Welpe und Junghund tat.
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Originally Posted by ck
Viele Dinge lassen sich mit einem Blick auf den Wolf … erklären, besser bewerten und einschätzen, denn nur wenn ich verstehe, warum mein Hund etwas macht, kann ich auch versuchen, ihn davon abzubringen.

"Wollen wir den Hund verstehen, müssen wir erst einmal den Wolf kennenlernen." - stammt nicht von mir, ist aber absolut richtig. Entsprechendes findet man bei Ziemen, Lorenz, Feddersen-Petersen u.a.
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Originally Posted by Birgit
…meine Nachbarin meinte sie beneidet mich, da ich mit meinen In die Stadt gehen kann … sie mit keinem ihrer drei Dalmatiner, geschweige den Gassi gehen. ...und werden immer aggressiver...

Das hat dann doch wohl eher mit falscher Sozialisierung und Erziehung durch Deine Nachbarin zu tun, und liegt bestimmt nicht an den Dalmatinern.
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Originally Posted by Birgit
Für mich ist der TWH ein Hund und Haustier, der länger in der Pubertät bleibt als manch andrer Hund, und da liegt vermutlich der Hase im Pfeffer, denn zwischen dem 8 Monat und 3 Lebensjahr gibt es einiges zu beachten.

Birgit, da gebe ich Dir Recht! Aber warum ist das so? Wenn es auch keiner hören will, es ist auch z.T. dem Wolfserbe geschuldet, genauso das viele unserer Hündinnen nur 1 x im Jahr läufig werden. Und das kann man nun einmal nicht wegdiskutieren.
Noch eine andere Besonderheit: Wenn ich beobachte, wie Onka meist vor dem Spiel, manchmal auch nur um Timmy zu ärgern, Timmy "starr fixiert" sich an ihn heranschleicht, bevor das wilde Treiben dann los geht, sind es die gleichen Sequenzen, die bei unsere Wölfe zu beobachten sind, wenn sie den Kolkraben nachjagen.
Auch der Gang, der leichte Trapp oder das schnelle losjagen über Feld und Flur, das Spurbild, sind mit dem Wolf absolut gleich.
Und ein ganz wesentlicher Unterschied zu anderen Rassen ist die ausgeprägte Körpersprache und Gesichtsgestik unserer TWH, die kaum in der Form von irgendeiner anderen Rasse so beherrscht wird. Ich konnte selbst schon mehrfach beobachten, dass andere Hunde den Wölfen im Gehege völlig schnuppe waren. Beim TWH war sofort Interesse und eine Interaktion in Gange. Diese, meine Beobachtung wurde mir auch von anderen langjährigen TWH-Besitzern bestätigt. Patricia schrieb ja auch schon, dass andere Hunde mit der Körpersprache unserer TWH nicht klar kommen, und es deshalb zu Unstimmigkeiten zwischen den Hunden kommt.
Die Liste der Besonderheiten ließe sich noch unendlich fortsetzen, …. aber ich höre schon das alte Lied, das gibt es alles nicht nur beim TWH. Sicher richtig, denn ausnahmslos alle Hunde stammen vom Wolf ab, und nicht alle Eigenschaften und Verhaltensweisen des Wolfes sind trotz Domestikation bei den Hunden verlorengegangen. Aber die Nähe zum Wolf unserer TWH ist auf Grund seiner Entstehungsgeschichte nicht zu leugnen und nicht wegzudiskutieren. Ob der Eine oder Andere das nun Wahr haben will oder nicht. Der Fakt ist nun mal vorhanden.
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LG, Norbert mit seinen Graupelzen Onka v. Böhmerwald & Kira
"Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen" (Kant)
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