View Single Post
Old 19-11-2008, 15:11   #33
Astrid
Junior Member
 
Astrid's Avatar
 
Join Date: Nov 2004
Location: Wien
Posts: 409
Default

Ich kann jetzt nur von mir sprechen, aber im Bezug auf das Arbeiten gibt es hier einen gravierenden Unterschied zwischen meiner TWH-Hündin und meinem WSS-Rüden. Mein Rüde ist mit Feuereifer bei der Sache, fängt an aufzudrehen und anzubieten, sobald ich mich zum "arbeiten" bereit mache. Ob das jetzt UO, Tricks, freeshapen, Fährte oder Agility ist - er ist richtig geil drauf, etwas zu tun. Das ist einerseits toll, weil man merkt, dass es ihm Spaß macht, andererseits aber auch ein wenig anstrengend, weil er so hochdreht, dass er keine Zeit mehr zum denken hat und sich oft selber im Weg steht. Meine TWH-Hündin hingegen arbeitet sehr ruhig und hochkonzentriert mit - man sieht ihr förmlich an, wie sie mitdenkt. Dafür ist sie oft nicht mit dem Enthusiasmus dabei, wie mein Rüde. Wenn sie Bock hat gibt sie zwar 120%, aber auf ganz andere Art und Weise wie der Schäfer. Es fehlt einfach dieses "ich will - ich will"; sie hat nicht dieses unbedingte Bedürfnis mit dem Menschen auf diese Art und Weise zu interagieren. Hat sie keinen Bock, ist es eher nur "zach" mit ihr zu arbeiten. Da ich im Hundesport nichts davon halte, auf biegen und brechen ein Training abzuspulen, beende ich es an solchen Tagen dann lieber, anstatt frustriert vom Platz zu gehen (es gibt Dinge wie ein Herkommen auf Pfiff - die müssen immer klappen - unabhängig von ihrer Lust und Laune, aber ein konzentriertes Fuß gehen am Hundeplatz oder einen Agilityparcours laufen gehören für mich da nicht dazu).

Und genau da könnte es Probleme im Diensthundebereich geben - stell ich mir jedenfalls vor. Klar kann ich meinen Hund auf biegen und brechen zu etwas zwingen, aber das ist nicht mein Verständnis von einem vertrauensvollen und konfliktfreien Zusammenleben von Mensch und seinem Hund - vor allem, wenn es Rassen gibt, die man nicht zwingen muss, weil sie von vornherein eher die Bereitschaft zum verlässlichen arbeiten mitbringen. Und ganz ehrlich kann ich mir nicht vorstellen, dass im Diensthundebereich auch nur überwiegend mit Beutetrieb gearbeitet wird oder individuelles Training auf den jeweiligen Hund angepasst möglich ist.

Du möchtest einen Hund, der seinen eigenen Kopf hat? Wieso willst du ihn dann zu einem "kopflosen" Mitarbeiter machen? Genau dieser absolute Gehorsam und die Bereitschaft, sich bedingungslos unterzuordnen zeichnet einen guten Diensthund in den meisten Bereichen doch schließlich aus, oder? Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Hundeführer erfreut wäre, wenn sein Hund der Meinung wäre: na heut hab ich keinen Bock, werd allein mit dem Einbrecher oder was auch immer fertig).

Ich möchte damit bei Gott nicht behaupten, dass der TWH nicht zum arbeiten zu gebrauchen wäre - ich bin wirklich super begeistert, wie konzentriert und intensiv meine Hündin arbeitet. Aber dafür muss sie Spaß an der Sache haben und ich würde mit ihr nichts machen, wo ich ihre Bereitschaft zum Arbeiten unbedingt immer brauche.
__________________
Liebe Grüße aus Wien,
Astrid mit Nanook & Chinua - jetzt auch auf Facebook

Astrid jest offline   Reply With Quote